„Reisen in ein wahres Naturwunder.“ „Die Perle Mittelamerikas.“ „30% der Landesfläche stehen unter Naturschutz – 850 Vogelarten.“ „Die schönsten Vulkane der Welt stehen hier.“ „Größte Artenvielfalt auf kleinstem Raum.“ „Reiseland par exellence.“ …

Ganz schön viele Superlativen, die man so liest, für ein Land, das gerade mal so groß ist wie die Schweiz. Costa Rica hat unser Interesse geweckt. 6 Wochen Zeit haben wir für unsere Reise – die Sommerferien. Da ist Regenzeit in dem tropischen Land. Das könnte herausfordernd werden, aber gleichzeitig sind deutlich weniger Touristen unterwegs. Die Hauptreisezeit liegt zwischen Dezember und April.

Jasmin, unsere Jüngste, ist gerade mal 7 Monate alt, als wir den Flieger besteigen. Sie ist der Grund für die Reise. „Elternzeit“ heißt das Zauberwort. Meine Frau und ich haben diesen Sommer zwei Monate am Stück gemeinsam frei und das wollen wir nutzen. Die Sommerferien beschränken uns – Alina, unsere „Große“, wechselt von der ersten in die zweite Klasse. Die fünfte unserer Familie ist Maralie, sie wird in Costa Rica ihren fünften Geburtstag feiern.

 

So klein Costa Rica auch ist, fällt es dennoch schwer alle Sehenswürdigkeiten in eine Reise zu packen. Es gibt die Karibikküste im Osten, den Pazifik im Westen. Dazwischen erstreckt sich ein gewaltiges Gebirgsmassiv. Die Spitzen der Berge im Talamanca-Gebirge sind teils über 3.500m hoch. Der Cerro Chirripo ragt sogar 3.820m in den Himmel. Mit unseren kleinen Kindern werden wir die Berglandschaft nur von der Passstraße aus bewundern.

Als ersten Stopp auf unserer Reise haben wir uns die Karibikküste ausgesucht. Eine Wand erschlägt uns förmlich, als wir aus unserem Auto aussteigen. Die Schwüle ist hier viel deutlicher zu spüren als nach unserer Landung in San José. Doch dafür empfängt uns ein akustisches Konzert, das seinesgleichen sucht. Es zirpt, singt und tschilpt überall. Wir sind überwältigt. Unsere Gastgeberin bringt uns zu unserer Dschungelhütte. Dort staunen wir nicht schlecht. Ein Frosch sitzt in der Dusche, eine Kakerlake lugt frech aus dem Geschirrschrank hervor… schnell wird uns klar: diese erste Woche in Costa Rica wird schon mal anders, als das, womit wir vertraut sind.

 

Palmen Karibik Traumstrand Punta Uva
Traumstrand Karibikküste bei Punta Uva

Weißschulterkapuzineraffe Cahuita Nationalpark
Weißschulterkapuzineraffe im Cahuita Nationalpark
Blattschneiderameisen im Cahuita Nationalpark
Blattschneiderameisen im Cahuita Nationalpark

Am nächsten Morgen werden wir durch Brüllaffen geweckt, die ihrem Namen alle Ehre machen. Gleich im Schlafanzug geht es raus auf die Veranda. Die Affen sind an diesem Morgen zwar nicht zu sehen, dafür hängt im Baum gegenüber ein Faultier und unsere Mädchen entdecken die ersten Bananen in den Bäumen und sind völlig aus dem Häuschen. Die Früchte und die Tierwelt Costa Ricas werden wir lieben lernen. Das sind schon mal zwei der Hauptgründe, warum wir das mittelamerikanische Land besuchen.

Wenig später schüttet es erst mal wie aus Kannen – Regenzeit halt. Hoffentlich bleibt es nicht den ganzen Tag so, denken wir. Doch gegen 11 hört der Regen auf. Unser Ziel heute: der Cahuita Nationalpark. Gleich hinter dem Eingang halten ein paar Leute ihre Kameras nach oben. „Da ein Affe“ – ruft auch schon Maralie. „Und das in freier Wildbahn!“ betont sie. Noch vor kurzem waren wir zuhause im Zoo gewesen, jetzt sehen sie und Alina einen Kapuzineraffen zum ersten Mal live in der Natur. Auch die Blattschneiderameisen bewundern die beiden, tragen diese kleinen Tiere doch eine immense Last auf ihren Rücken. Wenig später müssen wir alle unsere Picknickdecke gegen einen Waschbären verteidigen, der offensichtlich alle Scheu Menschen gegenüber verloren hat.
Herrlich ist das hier in Costa Rica. So viel Neues haben wir schon in den ersten Tagen entdeckt – vor allem Tiere. Auf manche hätten wir zwar verzichten können… Den Frosch aus der Dusche haben wir zumindest mit dem Nudelsieb eingefangen… die Kakerlake jedoch war dann doch schneller als wir und hat sich hinterm Schrank versteckt. Sie wird den Ausgang wohl selber gefunden haben.. hoffen wir…

Die nächsten Tage sind wir viel am Strand, genießen das badewannenwarme Meer.


Bevor wir zur nächsten Unterkunft weiterfahren, wollen wir noch die Bribri besuchen,  einen indigenen, zum Teil noch traditionell lebenden Volksstamm von Costa Rica. Um ihr Dorf zu erreichen, werden wir für 40 Minuten auf ein motorgetriebenes Kanu steigen und den Grenzfluss zwischen Costa Rica und Panama hochfahren. Eine Straße in das Dorf gibt es nicht.

Es schwankt ein wenig, als wir in das Kanu steigen. Jasmin ist in der Tragehilfe an Gabis Bauch festgeschnallt. Alina und Maralie bekommen viel zu große Schwimmwesten übergestülpt. Und schon geht es los. Da Regenzeit ist, führt der Fluss ordentlich Wasser. Ab und zu müssen unsere zwei Bootsführer trotzdem an Stromschnellen den Motor fast komplett nach oben nehmen und mit einer Holzstange das Boot entgegen der Strömung vorwärts schieben. Eine anstrengende Arbeit, finden wir. Sie lachen und meinen, in der Trockenzeit sieht es viel schlimmer aus, dann müssen sie oft aussteigen und das Boot gleichzeitig ziehen und schieben.

Wir werden freundlich empfangen - sogar auf Deutsch. Michael aus Hessen, lebt gerade für ein paar Monate bei den Bribri. Zur Begrüßung gibt es Bananenbrot in der Gästeküche.

Wir erfahren allerlei über die Kultur der Bribri, üben uns im Bogenschießen und Alina und Maralie sind voll dabei, als wir eine Kakaofrucht zu Schokolade verarbeiten. Beim ersten Kosten verziehen die beiden zwar noch das Gesicht: einfach sehr bitter. Aber als die Köchin uns gezuckerte Kondensmilch unter die Kakaomasse mischt und dazu Banane reicht, sind unsere zwei Naschkatzen vollkommen glücklich und zufrieden.

 

Mit dem Kanu zu den Bribri auf dem Rio Yorkin
Unterwegs zu den Bribri auf dem Rio Yorkin
Bribri Yorkin
Im Bribri-Dorf Yorkin

Unsere Reise geht weiter. Erst nach Tortuguero, um die beeindruckenden großen Meeresschildkröten zu erspähen, dann in die Regenwald- und Vulkangegend im Landesinneren. Ein paar Offroad-Abenteuer werden wir auf der Nicoya Halbinsel erleben auch der Pazifik lockt mit kilometerlangen Stränden. Und überall werden wir begleitet werden von bunten Vögeln, Faultieren, Affen, Leguanen und so manch anderem exotischen Tier. Einige erspähen wir nur durch einen ortskundigen Führer, andere besuchen uns direkt an unseren Unterkünften.

Am Ende sind wir alle begeistert von der großen Vielfalt auf kleinem Raum – sowohl landschaftlich als auch von der Tierwelt her. Und überall wurden wir freundlich empfangen. Vor allem unsere kleine Jasmin war ein Eisbrecher: die Ticos freuten sich, dass wir mit Kindern ihr Land besuchten.

Nach sechs Wochen müssen wir leider zurück, doch Alina und Maralie schmieden schon Pläne, wann sie wiederkommen: nach der Schule! Da sind sie sich einig.

Über unsere gesamte Reise berichten wir mit Freude in unserem Reisefilm!